„Atlanta ist ein Paradies auf vier und zwei Rädern“
Wenn Südstaaten-Charme, ein wirtschaftsfreundliches Klima und perfekte Logistik aufeinandertreffen, entsteht ein attraktiver Standort für Unternehmen. Als die deutsche Sportwagen-Legende Porsche vor über 20 Jahren die Verlegung ihrer US-Zentrale nach Atlanta, Georgia, plante, spielten genau diese Überlegungen eine wichtige Rolle.
Dr. Ing. h.c. Klaus Zellmer (51) wurde 2015 an die Spitze der nordamerikanischen Vertriebstochtergesellschaft der F. Porsche AG berufen.
Im Interview erklärt Dr. Ing. h.c. Klaus Zellmer, President und Chief Executive Officer von Porsche Cars North America, Inc. (PCNA), was er an Georgia schätzt – und warum er überzeugt ist, dass auch seine Mitarbeiter den Standort lieben.
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Herzlichen Glückwunsch – Porsche startete in den USA mit einem Rekordumsatz in das neue Jahr. Was sind Ihrer Meinung nach die Haupttreiber für diesen enormen Erfolg?
Zellmer: Das ist leicht: Es ist eine Symbiose aus deutscher Ingenieurskunst und der Leidenschaft, die uns bei Porsche sprichwörtlich antreibt. Wir arbeiten passioniert an unseren Produkten und setzen uns dafür ein, in jedem Segment den leistungsfähigsten Sportwagen im optisch überzeugendsten Design herzustellen. Erst im vergangenen Jahr wurde Porsche von der Verbraucher-Plattform Kelley Blue Book als beste Performance-Luxusmarke ausgezeichnet und erhielt den Total Ownership Experience Award des Bewertungsportals J.D. Power.
Wir sind sehr stolz auf diese Erfolge. Ob es nun unser legendärer Porsche 911 ist, den wir gerade in der achten Generation eingeführt haben, unser meistverkaufter Macan Kompakt-SUV, oder der vollelektrische Taycan, der Ende 2019 sein Debüt geben wird – in all unseren Fahrzeugen stecken Spitzentechnologie und jede Menge Leidenschaft. Wenn Sie diese Passion mit einem preisgekrönten Händlernetzwerk kombinieren, erhalten Sie loyale Kunden, die unsere Marke lieben.
2015 haben Sie Ihren neuen US-Hauptsitz im Süden von Atlanta bezogen. Was waren die wichtigsten Argumente für diese Entscheidung?
Zellmer: Seit 1998 sind wir in der Metropolregion Atlanta ansässig. Damals verlegten wir unseren Hauptsitz von Reno (Nevada) nach Sandy Springs in Georgia, etwa 20 Meilen nördlich von unserer derzeitigen Zentrale in Atlanta entfernt. Seit 2010 suchten wir nach einem neuen Standort. Nachdem wir in verschiedenen Bundesstaaten über 70 Optionen in Betracht gezogen hatten, beschlossen wir, unsere neue Zentrale am One Porsche Drive zu bauen. Hier befinden wir uns in unmittelbarer Nähe zum Hartsfield-Jackson International Airport – dem weltweit verkehrsreichsten Flughafen mit weit über 100 Millionen Reisenden pro Jahr.
Die Sichtbarkeit und der Zugang zu unserem Standort sind unübertroffen. Durch die Nähe zum Flughafen erreichen achtzig Prozent der US-Bevölkerung innerhalb von zweieinhalb Stunden Flugzeit unser Porsche Experience Center. Am Ende waren die Transportinfrastruktur von Atlanta, qualifizierte Arbeitskräfte und die gute Unterstützung von Stadt und Staat,die Hauptgründe für unseren Entschluss, hier zu bleiben.
Die US-Zentrale der Sportwagen-Legende am One Porsche Drive in Atlanta, Georgia.
Welche Rolle spielten dabei der lokale Arbeitsmarkt und Bildungsprogramme? Was lässt Sie darauf vertrauen, dass Ihre Mitarbeiter bleiben und gemeinsam mit Porsche die Zukunft gestalten?
Zellmer: Unsere Mitarbeiter sind für uns ein unschlagbarer Erfolgsfaktor. Auch waren sie ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung, ob wir in Atlanta bleiben oder unsere Niederlassungen in den USA verlegen sollten. Wir hatten mehrere sehr attraktive Angebote aus anderen Staaten, aber für mich war Atlanta eine sehr naheliegende Wahl. Nicht nur wegen der moderaten Lebenshaltungskosten und der hohen Lebensqualität, sondern auch, weil es hier sehr gut ausgebildete Menschen und hervorragende Universitäten gibt.
Atlanta zieht Menschen aus der ganzen Welt an. Wir sind stolz darauf, dass wir an unserem Standort nah an diesen hochqualifizierten und erfahrenen Mitarbeitern sind.
Diese Loyalität, gepaart mit unserer Unternehmenskultur und unseren hochwertigen, aufregenden Produkten, machen uns zuversichtlich, dass unsere Mitarbeiter bei uns bleiben und auch in Zukunft ein großer Teil unseres Erfolgs sein möchten.
Ihre Unternehmenskultur ist geprägt von Tradition und Innovation. Wie spiegelt der US-Staat Georgia diese Schlüsselwerte wider?
Zellmer: Der Bundesstaat Georgia und die Stadt Atlanta haben in den letzten zwei Jahrzehnten ein enormes Wachstum erlebt. Die Stadt zieht nach wie vor bekannte Investoren an und beherbergt erstklassige Unternehmen wie Delta, Coca-Cola, UPS und Home Depot sowie eine großartige Film- und Unterhaltungsindustrie.
Fast 90.000 Menschen zogen 2017 nach Atlanta. Bald kann die Stadt Philadelphia als achtgrößte Metropole der USA überholen. Auch Georgias Universitäten sind renommiert und die Arbeitslosigkeit ist vergleichsweise niedrig. Diese Faktoren und auch der anhaltende Ausbau des Flughafens sorgen für eine pulsierende Stadt und ein florierendes Wirtschaftswachstum.
Dazu ist Atlanta sowohl für ihr wirtschaftsfreundliches Umfeld, den traditionellen Südstaaten-Charme und eine innovative Gründungskultur bekannt. Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms und ihr Team setzen alles daran, um neue Investoren zu gewinnen.
Words of Wisdom: Was würden Sie Unternehmen empfehlen, die eine Standort-Verlagerung oder -Erweiterung nach Georgia in Betracht ziehen?
Zellmer: Zunächst sollten sie die unterschiedlichen kulturellen Gepflogenheiten verstehen. Denn diese Unterschiede gibt es und sie können manchmal leicht übersehen werden. Die Deutschen schätzen zum Beispiel direkte Antworten und wirken zum Teil etwas kurz-ab. Das ist vor allem der Fall, wenn sie von einer Kultur umgeben sind, die Offenheit und Gastfreundschaft wertschätzt.
Die Menschen in Georgia und Atlanta sind sehr freundlich und höflich. Diese Freundlichkeit ist jedoch nicht in allen Kulturen so selbstverständlich. Sie kann für Unternehmen, die in Georgia Fuß fassen oder expandieren möchten, eine überraschende und willkommene Abwechslung sein.
Apropos Abwechslung: Wenn Sie nicht gerade mit der Arbeit beschäftigt sind, was unternehmen Sie in Atlanta gern?
Zellmer: Atlanta ist eine unglaublich faszinierende, pulsierende Stadt mit so vielen Attraktionen. Das macht es schwer, die Highlights einzugrenzen. Vor allem ist Atlanta aber auch eine sehr grüne Großstadt mit vielen Outdoor-Annehmlichkeiten. Die Stadt kombiniert die Vorteile einer Metropole mit einem sehr entspannten Tempo und Flair. Und die Menschen sind hier wie gesagt sehr freundlich. Mir ist schnell aufgefallen, dass "Southern Hospitality" – also die Gastfreundschaft des Südens – hier nicht nur ein Spruch ist – sie wird gelebt.
Wenn ich mich zwischen allen Attraktionen entscheiden müsste, ist eine dreistündige Radtour durch Atlanta meine Lieblingsaktivität. Es ist eine Zehn-Meilen-Tour, die Sie über die Stadt buchen können. Dabei werden Sie durch den Stadtkern und umliegende Viertel geführt. Hier haben Sie die Möglichkeit, viele Orte zu sehen, über die Sie andernfalls vielleicht nie gestolpert wären. Wenn ich Besuch von außerhalb habe, nehme ich ihn grundsätzlich mit auf diese Radtour. Das kommt unglaublich gut an!
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